IMAGINES PLANTARUM

Pflanzenbilder

 

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Pflanzen sehen

Pflanzen sehen? Kein Problem, werden Sie sagen. Und recht haben Sie. Pflanzen findet man bei uns überall. Ein schönes Beispiel, was z.B. auch mitten in der Stadt wächst, ist auf S-Weeds zu finden. Oder auch bei meinem Projekt "Die Mauern von Wimpfen". Daher zählen Pflanzen nach Leuten und Tieren wohl zu den meistfotografierten Objekten. Wer mit der Pflanzenfotografie beginnt, findet Motive in Hülle und Fülle. Die meisten Pflanzenfotografen legen den Schwerpunkt auf Ästhetik, also auf schöne Bilder. Beispiele finden sich im Internet sehr viele, besonders in den zahlreichen Foto-Communities. Die Motive stammen überwiegend aus dem Bereich der dekorativen Zierpflanzen. Auch wer es sich auf die Fahne geschrieben hat, hauptsächlich Pflanzen in der freien Natur zu fotografieren, hat anfangs kein Problem, genügend verschiedene Objekte vor die Linse zu bekommen. Sieht man nicht wirklich genug Pflanzen?

Gehen

"Gehen - schauen - stehen - sehen", so stand es als Motto über einer älteren Version meiner Webseite www.imagines-plantarum.de. Der erste Schritt ist es also, sich zu Fuß in die Natur zu begeben. Jedes Fahrzeug, beginnend mit Inliners oder Fahrrad, erhöht die Geschwindigkeit so, dass einem sehr viel entgeht. Also unbewaffnet zu Fuß, den Blick in Richtung Grünzeug gerichtet, meist nach unten. Aber auch zu Fuß ist mancher noch zu schnell. Wer im Nordic-Walking-Tempo oder gar als Jogger unterwegs ist, kriegt nur noch eingeschränkt etwas von seiner Umgebung mit. Lassen Sie doch gleich ihre Kamera daheim, wenn Sie sich sportlich betätigen wollen. Merken Sie was? Ich bin unsportlich. Mir reicht es, ab und zu mal 5 Minuten zügig bergauf zu gehen. Aber ich schweife ab. Bei Ihnen ist das sicher ganz anders... Auf das Gehen kommen wir später noch einmal zurück.

Annähern

Schauen und stehenbleiben sind jedenfalls wichtige Voraussetzungen, wenn man sein fotografisches Herbarium erweitern will. Mit dem Sehen ist es dann schon so eine Sache. Man muss nahe ran.
Zunächst springen einem die auffälligen Pflanzen ins Auge, sprich die großen und bunten. Das erste was man sieht, das erste was man fotografiert, sind Blüten. Das ist von der Natur mit voller Absicht so eingerichtet, sollen Blüten doch alle möglichen brummenden Bestäuber anlocken.
Doch es lohnt sich in jedem Fall auch, auf die kleinen Dinge zu achten. Sehr viele Wildpflanzen sind unscheinbar und klein. Sie haben dann andere Strategien entwickelt, um "ihre" Bestäuber oder Samenverbreiter anzulocken, z.B. für uns Menschen nicht erkennbare Farben und Gerüche. Für uns als Fotografen wird es dann oft schwierig. Dem Stehen und Gehen folgt dann oft genug das "Knien", um sich dem Objekt zu nähern. Ganz sportliche berichten gar vom auf-dem-Bauch-liegen. Das geht mir als älterem Herren entschieden zu weit. Mir reichen die grünen Flecken an den Hosenknien. Wenn mein Pflänzchen nicht gerade der Vertreter einer seltenen und gefährdeten Art ist, dann wird es auch schon mal abgepflückt und im Stehen vor die Linse der Kamera gehalten. Wer darauf achtet, kann anhand von Pflanzenfotos in Büchern sehen, dass manche Profifotografen das genauso machen. Das natürliche Umfeld einer Pflanze ist halt leider allzu oft ganz ungeeignet als Hintergrund für ein gutes Bild.

Erkennen

In meinem oben zitierten Motto fehlt es, aber eigentlich ist es der wichtigste Schritt: "erkennen". Wer Freude an schönen Pflanzenbildern hat, muss nicht wissen, wie sein Motiv "richtig" heißt. Kommt aber etwas botanisches Interesse und eine gewisse Sammelleidenschaft hinzu, dann hat man es bald mit zwei Themen zu tun: Man möchte sich möglichst sicher sein, wie die abgelichtete Pflanze heißt, und man möchte wissen, ob man sie "schon hat".
Das erste ist die Voraussetzung für das zweite. Im Kapitel "Pflanzen bestimmen" wird ausführlich darauf eingegangen. Wenn man sich nun ausführlich mit den charakteristischen Details einer Pflanze beschäftigt, dann lernt man, wie sie sich von ähnlichen unterscheidet. Mit der Zeit schärft sich so der Blick. Wie bei allen Fertigkeiten hat das mit Übung zu tun.

Individuen

Eine Pflanze zu erkennen, oder besser gesagt wiederzuerkennen ist garnicht so trivial. Pflanzen ändern ihr Aussehen sehr stark mit der Zeit, viel stärker als z.B. Tiere. Samenkörner, junge Sämlinge, grüne Triebe, blühende Exemplare und fruchttragende Spätstadien: Oft muss man alles mal gesehen haben, um zu erkennen, dass es sich jedes Mal um die gleiche Pflanze handelt. Mir passiert es immer mal wieder, dass ich einen ganzen Satz von Fotos mit nach Hause bringe, nur um dann festzustellen, dass es sich um eine alte Bekannte handelt, nur in einer Wachstumsphase, in der ich sie noch nicht gesehen hatte. Fazit daraus: Wer die Pflanzenwelt eines Gebietes kennen lernen will, muss unbedingt ein und die selben Wege häufig zu verschiedenen Jahreszeiten gehen. So habe ich auch angefangen: Im Jahr 2000 habe ich eine ganze Vegetationsperiode lang die Pflanzen auf der Wiese hinter unserem Haus beobachtet.
Größere Probleme mit dem Wiedererkennen und Unterscheiden von Pflanzen kann es auch geben, weil einzelne Exemplare sich stark voneinander unterscheiden können. Großen Einfluss hat hier der Untergrund, aber auch die Nachbarschaft. Denken Sie einmal an einen Baum, der frei und einzeln auf einer Wiese steht, und die gleiche Art im Verband eines Hochwaldes. Weiter komt noch die Witterung und in größerem Maßstab das Klima hinzu. Das ist ja auch logisch, denn was braucht so eine normale Grünpflanze? Wasser und Nährstoffe aus dem Boden, Kohlendioxid aus der Luft, Licht für die Photosythese und Wärme, damit die biochemischen Prozesse auch schön am Laufen bleiben und nicht einfrieren. Ist einer oder mehrere dieser Komponenten knapp, kann das die Gestalt eine Pflanze sehr stark beeinflussen. Ist es nötig, dass ich hier eine Binsenweisheit schreibe? Wenn die Kombination der Einflussgrößen nicht einigermaßen zu einer Pflanze passt, dann wird sie nicht gedeihen. Gärtner und Bauern können ein Lied davon singen.

Weitergehen

Gärtner und Bauern bemühen sich ja redlich, ihren Pflanzen optimale Wachstumsbedingungen zu bieten. Für Wildpflanzen ist die Umgebung aber einfach vorgegeben. Tatsächlich merkt man bald, dass man entlang seiner ausgetretenen Pfade nur eine ganz eingeschränkte Zahl von verschiedenen Pflanzen findet. Wer also Pflanzen sehen will, die er bisher noch nicht kennt, muss Standorte aufsuchen, an denen er bisher noch nicht war. Manche fliegen deshalb auf die Kanarischen Inseln. Profi-Botaniker reisen gar bevorzugt in die Reste der tropischen Regenwälder.
Ganz so viel Aufwand muss man aber nicht treiben. Mit offenen Augen kann man auch in der Nähe die verschiedensten Standorte finden. Stellen Sie sich mal ein Bachtal vor, das sich in Ost-West-Richtung erstreckt. Da gibt es schon mal zwei ganz verschiedene Hänge, den Südhang auf der Nordseite des Tals, der viel Sonne bekommt, und sein schattiges Gegenüber. Die Hänge können recht trocken sein und als blumenreiche Wiesen genutzt werden, oder sie sind von Wald verschiedenster Ausprägung überzogen. Unten am Bach findet man womöglich Fettwiesen und Gebüsche. Wo der Wasserstand sehr hoch ist, sind Feuchtgebiete, Sumpf oder gar Moor zu finden. Der Bach fließt und kommt eventuell in einem Teich oder See zum Stillstand. Alle diese Bereiche sind von ganz speziellen Pflanzengesellschaften besiedelt.
Ein ganz trauriges Bild geben normalerweise die Äcker ab. Noch vor fünfzig Jahren waren sie ein Eldorado für eine Unzahl kleiner und großer Unkräuter, die der Bauer nur mit Mühe im Zaum halten konnte. Heute haben Herbizide dem ein Ende bereitet. Sehr viele früher allgemein verbreitete Ackerunkräuter sind heute praktisch nicht mehr zu finden. So ist das eben; ein Zurück wird es nicht geben. Aber das ist ein anderes Thema.
Wenn die unmittelbar zu Fuß zu erschließende Umgebung des Wohnorts einem langsam langweilig wird, dann heißt es doch, die Hilfsmittel der modernen Mobilitätsgesellschaft in Anspruch nehmen. Ein Fahrrad hilft da schon viel und hat auch seine Vorteile, denn man kann auch Feld- und Waldwege benutzen. Aber, wie anfangs gesagt, irgendwann heißt es absteigen und sich umschauen. Öffentliche Verkehrsmittel sind umständlicher. Man kommt meist ohne größere Fußmärsche nicht da hin, wo man möchte. Das hat natürlich auch seinen Reiz. Bleibt das Auto. Hier bieten sich überall in Tagesausflug-Entfernung eine große Zahl unterschiedlicher Landschaften an.
Mit welchem Verkehrsmittel auch immer man fährt: Es empfiehlt sich, die Tour aus botanischer Sicht vorzubereiten. Ganz wichtig sind Karten. Am besten finde ich die von den Landes-Vermessungsämtern herausgegebenen Topografischen Karten im Maßstab 1:25 000. Hier kann man sich daheim am Küchentisch schon ein Bild von der landschaftlichen Gliederung des anvisierten Zielgebiets machen. Ein lohnendes Ziel sind z.B. immer Naturschutzgebiete. Für den Naturfreund ist es selbstverständlich, dass er sich an die dort geltenden Regeln hält und nicht nach dem Motto "Ich bin ja Botaniker!" einfach durch das Gelände trampelt. Nach meiner Erfahrung lassen sich Pflanzen meistens nicht in Schutzgebiete einsperren. Oft findet man die gleichen Pflanzengesellschaften auch in der weiteren Umgebung des Schutzgebietes. Dazu noch ein Buchhinweis für Bewohner und Besucher des "Ländle" Baden-Württemberg: Im Thorbecke-Verlag sind unter dem Titel "Naturschutzgebiete im Regierungsbezirk xyz" vier umfangreiche Bände erschienen, in denen alle Naturschutzgebiete der vier Regierungsbezirke beschrieben sind. Herausgeber sind die Naturschutzbehörden. Vielleicht gibt es sowas ja auch in anderen Ländern.